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Behandlung eines Erschöpfungssyndroms
Zur Behandlung eines Erschöpfungssyndroms sind individuelle und symptomspezifische Maßnahmen erforderlich.
Erschöpfungssyndrom

Behandlung eines Erschöpfungssyndroms

Für die Behandlung eines Erschöpfungssyndroms gibt es bis heute kein allgemeingültiges Therapieverfahren. Die Möglichkeiten zur Linderung der Symptome richten sich individuell nach dem Zustand des Betroffenen und den Beschwerden selbst. Die Leitlinie „Müdigkeit” der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) empfiehlt für die Behandlung eines Erschöpfungssyndroms eine strukturierte, individuelle und flexible Betreuung mit symptomorientierten aktivierenden Maßnahmen. Dafür kommen sowohl medikamentöse als auch eine Reihe nicht-medikamentöser Verfahren in Betracht.

Medikamentöse Behandlung eines Erschöpfungssyndroms

Es gibt keine anerkannte Wirkstoffkombination, die für die Behandlung eines Fatigue-Syndroms zum Einsatz kommen könnte. Allerdings kann die Einnahme symptomspezifischer Medikamente teilweise Beschwerden lindern. Für Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen kommen dabei beispielsweise die schmerzlindernden Wirkstoffe Ibuprofen, Paracetamol und Azetylsalizylsäure infrage. Bei MS-bedingter Fatigue kann z. B. der Wirkstoff Amantadin bei einigen Patienten eine Linderung des Hauptsymptoms der Müdigkeit erreichen.

Nicht-medikamentöse therapeutische Verfahren bei einem Erschöpfungssyndrom

Entsteht ein Erschöpfungssyndrom aufgrund einer chronischen, psychischen oder tumorbedingten Vorerkrankung oder etabliert sich als chronische Ausprägung, ist es für den Betroffenen besonders wichtig, die Krankheit als solche zu akzeptieren. Übermotiviert gesetzte Ziele oder ein sozialer Rückzug, damit das Umfeld nichts von dem Symptom der Erschöpfung mitbekommt, können ein Erschöpfungssyndrom verstärken.

Nach der Diagnose eines Erschöpfungssyndroms ist es deshalb wichtig, auch das nahe Umfeld über die Erkrankung und ihre Auswirkungen aufzuklären, um Unverständnis vorzubeugen. Weiterhin können einige nicht-medikamentöse Verfahren dazu beitragen, mit dem Krankheitsbild der Fatigue besser umgehen zu lernen und einen Ausgleich zu schaffen.

Entspannung und Bewegung

Das Übermaß an Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit führt bei vielen Patienten mit einem Erschöpfungssyndrom dazu, dass sie in eine Art Schonhaltung fallen. Aus Angst davor, nach Bewegung und Anstrengung die Erschöpfungssymptome noch zu verschlimmern, vermeiden viele Betroffene jedwede Art von Betätigung, was jedoch für den Krankheitsverlauf meist nicht förderlich ist.

Um der psychischen Belastung entgegenzuwirken und trotz der Erkrankung eine Art innere Balance zu finden, sind verschiedene Entspannungstechniken als therapeutische Maßnahme bei einem Erschöpfungssyndrom sinnvoll. Progressive Muskelentspannung und Atemübungen dienen dabei beispielsweise dem inneren Spannungsabbau. Yoga, Qigong, Tai-Chi und autogenes Training können den seelischen Ausgleich fördern und beim krankheitsbedingten Stressabbau helfen.

Auch leichte körperliche Aktivitäten sind überdies sinnvoll, sowohl in körperlicher als auch seelischer Hinsicht. In welcher Form die Bewegung in den Tagesablauf integriert wird, ist dabei individuell verschieden. Bei einigen Patienten sind Spaziergänge und leichtes Walking ein idealer Ausgleich. Andere profitieren gar von einem moderaten Ausdauertraining mit abwechslungsreichen Übungen. Für sportliche Betätigungen gilt die Prämisse, dass sich der Patient nicht selbst überfordern oder zusätzlichen Druck auferlegen sollte. Steigert die sportliche Betätigung die Erschöpfung und Müdigkeit über Stunden auf ein Übermaß, ist noch nicht die richtige Art und Dosis der Bewegung gefunden.

Verhaltens- und Psychotherapie

Die Symptome eines Erschöpfungssyndroms sind für die meisten Patienten eine hohe seelische Belastung. Wenn der Körper streikt und alltägliche Aufgaben nicht mehr bewältigt werden können, kann ein Erschöpfungssyndrom unter Umständen in depressive Verstimmungen oder eine Depression übergleiten. Auch Angstzustände, die sich vor zukünftigen Aufgaben oder nicht alltäglichen Terminen einstellen, können bei Fatigue-Patienten auftreten.

Je nach Ausmaß der Symptome kann eine kognitive Verhaltenstherapie für den Umgang mit der Erkrankung hilfreich sein. Auch hierbei geht es insbesondere darum, die Krankheit als solche und ihre Auswirkungen zu akzeptieren und Stress abzubauen. Bei Patienten mit depressiven Tendenzen können Psychotherapeuten und Psychologen die geeigneten Ansprechpartner sein.

Selbsthilfegruppen

Für einige Patienten sind Selbsthilfegruppen eine gute Möglichkeit, um mit ihrer Erkrankung umgehen zu lernen. Weil in der Gruppe auch andere Betroffene die Symptome kennen, die von einigen Außenstehenden nicht immer ernst genommen werden, fühlen sich Patienten mit einem Erschöpfungssyndrom in einer Selbsthilfegruppe häufig zum ersten Mal verstanden und unterstützt.

In vielen Selbsthilfegruppen unterstützen Experten die Betroffenen durch das Erlernen von adaptiven Anpassungstherapien, insbesondere den sog. Pacing-Konzepten. Diese sind darauf ausgerichtet, seine Kräfte und Energiereserven seinem jeweiligen Zustand anzupassen und auf Wunsch auch anhand eines Symptomtagebuchs zu dokumentieren.

Sabrina Mandel