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Erschöpfungssyndrom bei Krebs
Ein Erschöpfungssyndrom kann sowohl die Folge einer bestimmten Tumorart als auch der Krebstherapie sein.
Erschöpfungssyndrom

Erschöpfungssyndrom bei Krebs

Neben chronischen und psychischen Primärerkrankungen sind auch bösartige Tumorerkrankungen häufig Auslöser für ein Erschöpfungssyndrom. Sowohl die Krebserkrankung selbst als auch die therapeutischen Maßnahmen können die Entstehung eines Fatigue-Syndroms begünstigen.

Ein Erschöpfungssyndrom tritt bei bestimmten Formen von Krebs häufiger auf

Die Diagnose Krebs und die anschließend durchgeführten therapeutischen Maßnahmen sind für den Betroffenen eine starke Belastung, die meist über mehrere Monate anhält. Eine Vielzahl der Krebspatienten fühlt sich während dieser Zeit matt und niedergeschlagen, müde und hilflos. Im Hinblick auf die Diagnose Krebs mit ihren Konsequenzen, Unsicherheiten und völlig neuen Fragen im Leben ist dieser Zustand über einen gewissen Zeitraum als normal anzusehen. Bleibt das Befinden während und auch nach erfolgreicher Therapie weiterhin übermäßig bestehen und bestimmt das gesamte Leben, ist Vorsicht geboten und es sollte Rücksprache mit den behandelnden Ärzten gehalten werden.

Schätzungen zufolge sind etwa 90 Prozent aller Krebspatienten im Laufe ihrer Erkrankung von einem Erschöpfungssyndrom betroffen. Bei einigen Krebsarten sorgt jedoch die Beschaffenheit der Tumorerkrankung selbst für die übermäßige Erschöpfung. Zu nennen sind hier insbesondere lymphatische Leukämien wie das Non-Hodgkin-Lymphom, Tumoren des Lymphsystems, metastasierter Brustkrebs sowie Krebserkrankungen des Dick- und Mastdarms.

Bei diesen Krebsarten produziert der Tumor selbst bestimmte Substanzen (Forscher vermuten eine bestimmte Proteinkonstellation, sog. Zytokine), die Müdigkeit und Erschöpfungssymptome auslösen. Auch haben manche dieser Tumoren einen erhöhten Energiebedarf und zweigen die zugeführte Energie schlicht für sich ab oder beeinflussen hormonelle Abläufe im Organismus.

Erschöpfungssyndrom durch die Krebstherapie

Auch die bei Krebs angewandten Therapiemaßnahmen können ein Erschöpfungssyndrom auslösen. Am häufigsten leiden Patienten nach einer Chemo- oder Strahlentherapie an einem Erschöpfungssyndrom, aber auch Immuntherapien oder Knochenmarkstransplantationen können ein Fatigue-Syndrom verursachen.

Bei einer Chemotherapie liegen die auslösenden Faktoren insbesondere darin begründet, dass die tumorzerstörenden Wirkstoffe nicht nur die Krebszellen abtöten, sondern auch gesunde Zellen. Vor allem die Zellen, die für ein starkes Immunsystem verantwortlich sind, werden bei einer Chemotherapie häufig geschwächt oder zerstört. Eine verminderte Produktion weißer Blutkörperchen sorgt ebenfalls dafür, dass das gesamte Abwehrsystem des Körpers geschwächt wird und Erreger wie Viren und Bakterien ungehindert auf den Organismus einwirken können und ihn zusätzlich entkräften.

Die verschiedenen Formen der Krebstherapie können auch eine Blutarmut, eine sog. Anämie, auslösen. Als Folge einer Anämie werden die Organe nicht mehr ausreichend durchblutet, was wiederum zu einer Schwächung des gesamten Organismus führt.

Nach der erfolgreichen Krebstherapie, wenn sich Immunsystem, Hormonhaushalt und auch die Seele des Patienten von der Belastung erholen, sollten die Symptome des Fatigue-Syndroms nach und nach verschwinden. Schätzungen zufolge bleibt das Erschöpfungssyndrom jedoch bei 20 bis 50 Prozent aller therapierten Krebspatienten weiter über mehrere Monate, bei manchen gar über Jahre, bestehen. In solchen Fällen kann sich aus dem Fatigue-Syndrom ein chronisches Erschöpfungssyndrom entwickeln.

Sabrina Mandel